Romanien wines

Ein Wort vorab „Prof. Valeriu V. Cotea“

Seit dem Jahr 2007 ist die Weinbaufläche der Europäischen Union um 300.000 Hektar gewachsen – zwei Drittel dieses Zuwachses liegen in Rumänien. Auch wenn das Land noch eine ganze Weile misstrauisch beäugt werden wird, hat Rumänien doch eine ganze Reihe von Vorteilen, die für eine größere Aufmerksamkeit auf dem internationalen Weltmarkt präsent zu sein.

Manche mögen zwar selbst heute noch verwundert auf die Nachricht reagieren, dass in Rumänien überhaupt Wein angebaut und erzeugt wird – gleichwohl hat dieses Handwerk hier eine Jahrtausend alte Tradition. Archäologisch ist der Weinbau schon in der Jungsteinzeit (3000 v. Chr.) nachgewiesen; der Gott Dionysos selbst stammt aus dem thrakischen Raum, wo er Sabazios hieß. Daneben gehört die Weinbaukultur Rumäniens zu den am frühesten urkundlich belegten: Strabon berichtet von König Burebista, einem Zeitgenossen Cäsars, dass er die Ausrottung der Weinreben befahl. Womit bewiesen ist das es sie gab…

Bei solch einer langen Tradition ist es nicht weiter verwunderlich, dass mehr als 100 einheimische Sorten existieren. Einige von ihnen haben nicht nur wegen ihrer Qualität einen beträchtlichen Wert, sondern auch aufgrund ihrer ausgeprägter und geschätzten Sondermerkmale.

Der langen Geschichte des rumänischen Weinbaus und Weines und den ausdauernden Qualitätsbestrebungen der einheimischen Erzeuger in den letzten zwei Jahrzehnten schließt sich nun die weiteren vorliegenden Informationen an. Es wird der ehrgeizige Versuch unternommen die Aufmerksamkeit der Weinkonsumenten und der Liebhaber des Weintourismus auf den rumänischen Wein zu lenken.

Geboten werden umfassende Darstellungen zur Geschichte, zu geographischen und klimatischen Bedingungen, zu den wichtigsten Weinbaugebieten und deren Rebsorten und zur Einordnung der Rebsorten und Weine in das moderne rumänische Qualitätssystem.

Die folgenden Informationen werden somit ein veritabler Führer durch die Weinregionen und Weine Rumäniens. Die Darstellung wird bereichert durch zahlreiche Illustrationen und vervollständigt mit Informationen zu den wichtigsten Weinproduzenten, die sich durch besondere Erfolge ihrer Erzeugnisse hervorgetan haben.

Zahlreiche Medaillen und Auszeichnungen bei internationalen Weinwettbewerben und das gestiegene Interesse ausländischer Investoren für rumänische Weingüter weisen auf das außerordentliche Potential Rumäniens.

Einleitung

Rumänien ist ein bedeutendes europäisches Weinland – im Hinblick auf Qualität und Vielfalt der erzeugten Weine. Mit seiner Rebfläche von gut 200.000 Hektar nimmt es zusammen mit Portugal den vierten Rang in Europa ein – nach Spanien, Frankreich und Italien. Zum Vergleich: In Deutschland sind etwas mehr als 100.000 Hektar mit Reben bepflanzt. Die jährliche Produktion liegt durchschnittlich bei fünf Millionen Hektoliter. Und die Rumänen trinken gerne ihren Wein, etwa 90 bis 95 Prozent der jeweiligen jährlichen Produktion bleiben zum heimischen Konsum im Lande. Der Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 27 Liter, mit steigender Tendenz. Wiederum zum Vergleich: Der Konsum in Deutschland liegt bei knapp 20 Litern, hinzu kommen fast vier Liter Schaumwein. Dennoch liegt der Verbrauch in Rumänien niedriger als in anderen Ländern mit Weinbautradition, etwa Frankreich, Italien oder Portugal, wohl aber gleichauf mit Spanien, Griechenland und Österreich.

Historische Zeugnisse

Die historisch belegten Wurzeln des rumänischen Weinbaus gehen auf griechische Kolonien in der Schwarzmeerregion zurück, der heutigen Dobrogea / Dobrudscha. Archäologische Funde von Weinbau-Geräten aus der Antike sind im Nationalmuseum für Geschichte und Archäologie in Constanta (Constanța) sowie im Weinbau-Museum der Kellerei Mufatlar zu besichtigen. Sie belegen, dass in dieser Gegend schon vor 2.500 Jahren Weinreben gepflanzt und Wein gekeltert wurde. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse über Weinbau der Region hinterließ der römische Dichter Ovid, der in Tomis lebte, dem heutigen Constanța. Nicht freiwillig, denn Kaiser Augustus hatte ihn im Jahre 8 n. Chr. dorthin verbannen bzw. relegieren lassen – aus Gründen, die bis heute nicht vollständig geklärt sind. Ovid schrieb dort seine Tristia (Klaglieder) sowie die Briefe vom Schwarzen Meer (Epistulae ex Ponto). Im Jahre 17 oder 18 verstarb er dort, ohne jemals wieder in Rom gewesen zu sein. Sein Grab mit einer großen Statue befindet sich vor dem Museum. Die Rumänen verehren den Mann bis heute: Ovidiu ist ein beliebter Männername.

Den im westlichen Schwarzmeergebiet siedelnden Dakern (und Geten) verdankt das heutige Rumänisch einige zentrale Begriffe des Weinbau-Wortschatzes, die also dakischen und nicht lateinischen Ursprungs sind: butuc (Rebstock), strugure (Traube), sowie ravac (Vorlauf). Funde von Fossilien der Wildrebe Vitis silvestris stammen sogar aus der Zeit 7.000 vor unserer Zeitrechnung.

Unter den Römern, die 106 n. Chr. unter Kaiser Trajan das Reich der Daker eroberten, das das heutige Rumänien und angrenzende Gebiete umfasste, nahm der Weinbau einen großen Aufschwung. Dacia oder Dacia Felix wurde zur Römischen Provinz und blieb bis etwa 270 unter römischer Kontrolle. Die Motive zahlreicher in Tomis geprägter Münzen aus jener Zeit bezeugen, dass Weinbau zu den bevorzugten landwirtschaftlichen Tätigkeiten zählte.

In der Region wurde ununterbrochen Weinbau betrieben, auch unter der Herrschaft des Osmanischen Reichs. Zur Zeit der Staatsgründung Rumäniens (1862) betrug die Rebfläche knapp 100.000 Hektar, bis 1884 wuchs sie auf 150.000 Hektar an. Dann schlug die Reblausplage zu und vernichtete große Teile des Reblands. Doch bereits kurz vor der Jahrhundertwende erreichte der Rebbestand wieder 152.000 Hektar. Das lateinische Rumänien, das enge kulturelle Beziehungen zu Frankreich pflegte, ließ sich auch in Sachen Wein und Weinbau von französischen Beratern nach der Reblauskrise unterstützen. Eine Folge dessen war unter anderem die Einführung „französischer“ Rebsorten wie Pinot Noir, Cabernet Sauvignon, Merlot, Chardonnay, Aligoté und Sauvignon Blanc. Cabernet & Co. sind also keine Modesorten wie heutzutage in vielen anderen Weinbauregionen, sondern seit gut 100 Jahren in der rumänischen Weinkultur verankert.

1930 war bei einem Bestand von 220.000 Hektar die Hälfte des Rebbestands mit Pfropfreben bepflanzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die bebaute Fläche im Jahre 1972 mit 300.000 Hektar ihren Höchststand und sank danach aufgrund der Rodung von Hybridreben. Schwerpunkt der Anpflanzungen waren einheimische Rebsorten. Nach den politischen und sozialen Veränderungen ab 1990 ging der Rebbestand beträchtlich zurück. Allein zwischen 2000 und 2004 sank er von 250.000 Hektar auf 193.000 Hektar, ein Niveau, auf dem er sich seither etwa stabilisiert hat.

Übersicht: Rumänische Geographie und Weinbau

Mit seinen 240.000 Quadratkilometern und Rebbeständen in allen Landesteilen stellen sich die natürlichen und kulturellen Bedingungen für den Weinbau recht unterschiedlich dar. Topografie, Orografie, Hydrografie, Klima, Böden etc. variieren derart, dass die Ernte ein und derselben Traubensorte im Süden vier bis fünf Wochen früher einsetzt als im Nördlichen Landesteilen.

Zwar liegt Rumänien auf dem Breitengrad von Frankreich, doch sorgt die zwischen beiden Ländern gelegene Landmasse für gänzlich andere klimatischen Verhältnisse. Prägend für die Topografie ist, dass fast die Hälfte des Landes von Gebirgen beherrscht wird, dem großen Bogen der Karpaten, der sich nur nach Westen hin öffnet. Er schließt das Transilvanische Hochland (Siebenbürgisches Hochland) ein, das im Durchschnitt 400 Meter hoch ist. Die von Nord nach Süd verlaufenden Ostkarpaten gehen nach Osten hin in das Hochland der Moldau (Moldova) über, während die Südkarpaten, die in Ost-West-Richtung verlaufen, nach Süden und in Richtung Donau hin die Tiefebene der Walachei bilden. Die Karpaten schirmen sie gegen Kälte aus dem Norden ab. Der Olt teilt sie in die Große Walachei (Muntenia / Muntenien) im Osten und die kleine Walachei (Oltenia / Oltenien) im Westen. Die größte Stadt der Walachei ist Bucureşti / Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens. Die Westkarpaten, im Südwesten des Landes, sind die Fortsetzung der Südkarpaten und bilden mit Banat den Übergang in die Pannonische Tiefebene. Ebenfalls im Westen, nördlich des Banat, befinden sich die Weinbaugebiete Crişana (Kreischgebiet) und der Maramureş (Maramuresch) im Übergangsgebiet zwischen den Hügellandschaften der Karpatenausläufer und der westlichen Ebenen. In Südost- Rumänien schließlich, zwischen dem Unterlauf der Donau und dem Schwarzen Meer, liegt das Plateau der Dobrogea (Dobrudscha). Das Schwarze Meer übt hier einen mäßigenden Einfluss auf das Klima aus.

Fernab von atlantischen Einflüssen, wie sie Westeuropa kennt, hat Rumänien überwiegend ein gemäßigt kontinentales Klima mit kalten Wintern und warmen Sommern. Die Niederschläge betragen im Bereich der Schwarzmeerküste im Durchschnitt 400 Millimeter pro Jahr, in den höheren Gebirgsgegenden der Karpaten über 1.500 Millimeter. Einige der rumänischen Weinbauzonen liegen am nördlichen Limit dessen, wo Weinbau überhaupt noch möglich ist. Das hat zur Konsequenz, dass nur die günstigsten Standorte genutzt werden können. Auf Hügeln oder gut entwässerten Hanglagen mit ihren Terrassen mit einer optimalen Exposition zur Sonnenstrahlung; oder in Tälern, die gegen kalte Winterwinde oder Spätfröste im Frühjahr geschützt sind. Das Mikroklima muss also stimmen, um Qualitätsweinbau betreiben zu können.

Weinbauzonen und Weinbauregionen, Weinbaugebiete

Nach allen für den Weinbau geltenden relevanten Parametern unterscheidet man im rumänischen Weinbau mehrere Stufen der Einleitung, die keine Qualitätshierarchie darstellen: Weinbauzone, Weinbauregion, Weingarten (podgorie), Weinbauzentrum und Weinbaugegend. Es versteht sich, dass diese Einheiten nach unten hin sehr homogen sind und nach oben hin die großen territorialen Anbaugebiete benennen, in denen überhaupt Weinbau möglich ist und betrieben wird.

Die drei großen Weinbauzonen sind die inner- und außerkarpatischen im Osten (Moldau), Süden (Muntenien und Oltenien) und Westen (Banat, Crişana und Maramureş) des Landes um die Karpaten herum. Die donauländische Zone besteht aus der Dobrudscha sowie den Subzonen „Sandböden und andere Flächen des südlichen Olteniens“ (Nisipuri si Alte Terenuri din sudul Olteniei) und „Donau-Terrassen“ (Terasele Dunarii), welche in Sachen Qualitätsweinbau derzeit eine untergeordnete Rolle spielen.

Innerhalb der drei Weinbauzonen gibt es die genannten acht Weinbauregionen, was in Deutschland in etwa Anbaugebieten (Rheinhessen, Baden-Württemberg, Franken etc.) in Frankreich den Grands Terroirs (Burgund, Bordeaux, Languedoc-Roussillon etc.) entspricht, mit insgesamt 38 Weinbaugebieten (podgorie), das wären hierzulande Bereiche oder Großlagen. Wir verwenden im gesamten Text die Begriffe „Weinbauregion“ als übergeordnete und „Weinbaugebiet“ bzw. „Anbaugebiet“ als deren untergeordnete Kategorie.

Eine erste Vorstellung über den Umfang der Rebflächen (in Hektar) und deren Verteilung auf die verschiedenen  Landesteile zeigt die folgende Übersicht aus dem Jahre 2006 (einschl. etwa 13.000 Hektar für Anbau von Tafeltrauben).

Weinbauregionen und deren Rebflächen (in ha) – 2006

Moldau                                                               71.909

Dobrudscha                                      17.786

Muntenien & Oltenien                 83.281

Banat                                                     4.913

Crişana & Maramureş                     7.887

Transilvanien                                      5.886

RUMÄNIEN                                   191.662

Quelle: APEV

Die größte Weinbauregion Rumäniens ist die Moldau, denn von den statistisch zusammengefassten Weinbaugebieten Muntenien und Oltenien nimmt Muntenien etwa zwei Drittel, Oltenien das verbleibende Drittel ein. Beide Feststellungen gelten ebenso für die Ernteerträge (in Hektoliter) des Jahres 2006. Danach stammen also rund 80 Prozent der rumänischen Weine aus den Gebieten Moldau, Muntenien und Oltenien.

Weinbauregionen und Weinproduktion (in hl) – 2006

Moldau                                                             2.097.510

Dobrudscha                                         521.916

Muntenien & Oltenien               2.005.446

Banat                                                        39.568

Crişana & Maramureş                      234.638

Transilvanien                                       114.936

RUMÄNIEN                                       5.014.014

Quelle: APEV

Klassifizierung der Weine – Qualitätsklassen

Das rumänische Weingesetz ist eine Kombination aus deutschen und französischen Konzeptionen für die Qualifizierung und Kennzeichnung von Qualitätswein. Einerseits wird zwischen Qualitäts-Klassen nach dem Mostgewicht unterschieden (wie Kabinett, Spätlese etc.), hinzu kommt die Appellation, die Herkunft bzw. die kontrollierte Herkunft der Weine (Denumire de Origine Controlata – DOC). Am unteren Ende der Qualitäts-Skala gibt es den Tafelwein (VM – Vin de masa). Die Tafelweine müssen einen Alkoholgehalt von mindestens 8,5 Volumenprozent, in Transilvanien, bzw. 9 Volumenprozent in den anderen Weinbauregionen des Landes aufweisen.

Zu den Tafelweinen gehören auch Weine mit Kennzeichnung der geografischen Herkunft (IG – Indicatie geografica), auch Landwein oder Vin de Pays (VS) benannt; diese werden in einer genau abgegrenzten Region, anhand einer geeigneten Technologie hergestellt und auf ihrem Etikett kann die Herkunftsbezeichnung und die Rebsorte oder das Rebsortensortiment angegeben werden.

DOC (Vin cu Denumire de Origine Controlata) sind Weine mit einer ergänzenden Qualitätskennzeichnung gemäß den Grad der Reife bzw. Überreife des Traubenguts, Gemessen in Gramm Zucker pro Liter Most. Die zusätzlichen Abkürzungen und ihre ungefähren (deutschen) Entsprechungen sind:

                CMD – Cules la maturitatea deplina (Kabinett, mindestens 187 Gramm Zucker in 1 Liter Most)

                CT – Cules tarziu (Spätlese, mindestens 220 g/l bei Weißweinen, 213 g/l bei Rotweinen)

                CIB – Cules la inoblirea boabelor (Edelbeerenlese, mindestens 240 g/l)

Quelle: Weingesetz Nr. 244/2002 (Neuauflage mit Veränderungen vom 11.04.2007)

Von der jährlichen Produktion entfallen mengenmäßig etwa 25 Prozent auf Weine mit Herkunftsbezeichnung, 75 Prozent sind Tafelweine. Im Jahre 2006 zum Beispiel belief sich die gesamte Weinproduktion auf 5.014.014 Hektoliter, davon waren 3.797.452 Hektoliter Tafelwein, 600.762 Hektoliter Weine mit geografischer Herkunftsangabe und 615.800 Hektoliter Weine mit dem DOC-Prädikat.

Für die Kennzeichnung der abgefüllten Weine nach ihrem Gehalt an Restzucker gelten folgende Geschmackskategorien (Gramm pro Liter):

                Trocken, bis 4 g/l (sec)

                Halbtrocken, zwischen 4 und 12 g/l (demisec)

                Lieblich, zwischen 12 und 45 g/l (demidulce)

                Süß, über 45 g/l (dulce)

Rebsortenspiegel

Rumänien steht aufgrund seiner langen Weinbautradition für eine außerordentliche hohe Zahl an Rebsorten, davon über 100 alter, einheimischen Sorten. Zusammen mit den klimatischen Unterschieden der einzelnen Anbaugebiete ergibt sich daher für den Weinliebhaber eine erfreuliche Vielfalt an Weinen und Weinstilen. Das Weißweinland – von den Edelsorten entfallen 60 Prozent auf Weißwein- und 40 Prozent auf Rotweinsorten – verfügt über einheimische Sorten, die auch in der internationalen Weinwelt durch ihre Qualität anerkannt sind.

Bei den Weißweinen sind das Feteasca Alba (Fetească Albă), Feteasca Regala (Fetească Regală), Grasa de Cotnari (Grasă de Cotnari), Francusa (Frâncuşă), Cramposie (Crâmpoşie), Galbena de Odobesti (Galbena de Odobeşti), Busuioaca de Moldova (Busuioacă de Moldova) sowie Tamaioasa Romaneasca (Tămâioasa Românească).

Im Bereich der Rotweine stechen insbesondere Feteasca Neagra (Fetească Neagră), Negru Vartos (Negru Vârtos), Babeasca Neagra (Băbească Neagră) und Cadarca (Cadarcă) hervor.

Die wichtigsten Sorten westeuropäischen Herkunft sind Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir sowie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Gris (Grauburgunder), Welschriesling (Riesling Italian) und Muscat Ottonel.

Die gegenwärtige Politik der Weinbau-Verbände beinhaltet eine Stärkung dieses soliden Fundaments am existierenden Rebbestand. Neben der Hebung der Qualität rumänischer Weine insgesamt soll der Rebsortenspiegel dahingehend neu gestaltet werden, dass 1. Das Angebot an trockenen Rotweinen sowie 2. An Weinen aus einheimischen, autochthonen Rebsorten gestärkt wird.

Autochthone rumänische Rebsorten

Geht man nach dem aktuellen Stand der bestockten Fläche mit Edelsorten, so zeigt sich bei den weißen Sorten eine Dominanz autochthoner Rebsorten, bei roten ist das nicht so deutlich der Fall. Anderseits ist diese Unterscheidung ein wenig obsolet – Welschriesling und Cabernet Sauvignon haben in Rumänien seit über 100 Jahren erfolgreich ihre Heimat gefunden. Interessanter ist daher die Antwort auf die Fragen, wie die rumänischen Sorten zu charakterisieren sind und wie die daraus gekelterten Weine schmeken.

Weiße Sorten

Feteasca Alba (Fetească Albă) ist eine alte rumänische Sorte und zugleich eine der meist angebauten mit Schwerpunkt in der Moldau und Transilvanien. Die Weine werden trocken oder halbtrocken ausgebaut, ihre aromatischen Noten (Pfirsich) erinnern an Muskateller; der Alkoholgrad liegt in der Regel zwischen 11,5 und 12 Volumenprozent.

Wie der Name schon andeutet, ist die Feteasca Regala (Fetească Regală) eine Schwester der Feteasca Alba (Fetească Albă). Sie wurde in den 30-er Jahren in Tranilvanien gezüchtet und ist eine Kreuzung aus der Grasa de Cotnari (Grasă de Cotnari) und der Feteasca Alba (Fetească Albă). Die Weine, von Tafelwein bis zu Qualitätsweinen, werden meist trocken und säurebetont produziert, ihr Alkoholgehalt liegt zwischen 10,5 und 11,5 Volumenprozent. Hin und wieder werden die Rebsorten ins Deutsche übersetzt: Die Fetească Albă als Mädchentraube, die Fetească Regală als Königliche Mädchentraube.

Grasa de Cotnari (Grasă de Cotnari), die Fette aus Cotnari, wird seit Jahrhunderten in dem gleichnamigen Anbaugebiet im Norden der Moldau angebaut. Geerntet wird sie, sobald sie von der Edelfäule befallen ist (Botryotinia fuckeliana); sie wird zusammen mit anderen Rebsorten zum berühmten Dessertwein von Cotnari verarbeitet. Ihr Zuckergehalt zur Zeit der Ernte liegt bei wenigstens 240 Gramm pro Liter.

Die Sorte Francusa (Frâncuşa) ergibt trockene Weine mit bemerkenswerter Frische und guter Säure. Sie wird hauptsächlich in Cotnari angebaut und zu Cuvées (mit Grasa de Cotnari und Feteasca Alba und Busuioaca de Moldova) verarbeitet. Doch auch in Odobeşti, Panciu und Huşi kommt sie vor. Wie auch Solitär dient sie häufig zur Sektverarbeitung.

Die Busuioaca de Moldova (Busuioacă de Moldova) wird in der Regel mit hohen Mostgewichten geerntet (200 bis 240 Gramm Zucker pro Liter), verfügt aber immer über genügend Säure. Gold-gelb im Glas, entfaltet der Wein Aromen von Feldblumen und Honig. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 12 und 12,5 Volumenprozent. Gewöhnlich wird der Wein nach einiger Zeit der Reife vermarktet. Andere Anbaugebiete sind die Ausläufer der südlichen Karpaten (Dealu Mare, Stefăneşti-Argeş / Stefanesti-Arges, Dragasani / Drăgăşani).

Die Cramposie (Crâmpoşie) ist eine uralte einheimische Sorte, die aus der Region Dragasani (Drăgăşani) stammt. Reinsortig und modern ausgebaut, verfügt sie über erfrischende Säure und fruchtige Aromen.

Rote Sorten

Babeasca Neagra (Babească Neagră), die Schwarze Großmuttertraube, wird vornehmlich in den südlichen Teilen der Moldau angebaut (Nicoresti / Nicoreşti, Panciu, Cotesti / Coteşti, Odobesti, Odobeşti) und erbringt leichte, fruchtige Rotweine von großer Geschmacksfülle.

Der Anbau der Feteasca Neagra (Fetească Neagră), der Schwarzen Mädchentraube, hat ihren Schwerpunkt im Süden der Moldau (Panciu, Odobesti / Odobeşti, Dealu Bujorului, Covurlui) sowie an den Karpatenabhängen von Muntenien (Dealu Mare, Stefanesti-Arges), aber inzwischen auch in Oltenien und Banat. Ein besonders origineller Wein wird auch in Uricani-Iasi / Iaşi hergestellt. Sie ist eine der ältesten und meist geschätzten rumänischen Rebsorte und wird seitens der Weinbau-Verbände als „Avantgarde“ des rumänischen Weinbaus bewertet. Sie ähnelt der spanischen Monastrell bzw. der identischen französischen Mourvédre. Tiefrot, robust, körperreich mit einem Bukett von Waldfrüchten, entwickelt der Wein nach Ausbau im Fass und Reifen auf der Flasche feine Röst- und Karamellaromen. Die Weine werden trocken oder halbtrocken (6 bis 12 Gramm Zucker pro Liter) ausgebaut, und der Alkoholgehalt liegt bei 12 bis 12,5 Volumenprozent. Lange Haltbarkeit – ein vin de grande!

Wo wachsen welche Rebsorten?

Die folgende Übersicht zeigt die Schwerpunkte der jeweiligen Weinbauregionen in Hinsicht auf die Verbreitung bzw. den Anbau von Edelsorten.

Moldau:

Feteasca Regala / Fetească Regală,

Muscat Ottonel,

Aligote / Aligoté,

Cabernet Sauvignon,

Tamaioasa Romaneasca / Tămâioasa Românească,

Babeasca Neagra / Băbească Neagră,

Grasa / Grasă,

Francusa / Frâncuşă,

Galbena / Galbenă,

Busuioaca / Busuioacă.

Muntenien & Oltenien:

Cabernet Sauvignon,

Pinot Noir,

Merlot,

Weißburgunder,

Feteasca Neagra / Fetească Neagră,

Feteasca Alba / Fetească Albă,

Welschriesling / Riesling Italian,

Pinot Gris,

Muscat Ottonel,

Sauvignon Blanc.

Dobrudscha:

Pinot Gris,

Chardonnay,

Muscat Ottonel,

Welschriesling,

Sauvignon Blanc,

Pinot Noit,

Merlot.

Crisana & Maramures:

Cabernet Sauvignon,

Pinot Noir,

Cadarca / Cadarcă

Merlot,

Burgund Mare,

Welschriesling / Riesling Italian,

Feteasca Regala / Fetească Regală,

Muscat Ottonel.

Transilvanien:

Feteasca Alba / Fetească Alba,

Traminer,

Sauvignon Blanc,

Muscat Ottonel,

Feteasca Regala / Fetească Regală

Welschriesling / Riesling Italian

Banat:

Welschriesling / Riesling Italian,

Sauvignon Blanc,

Pinot Noir,

Cadarca / Cadarcă,

Merlot,

Burgund Mare / Blaufränkisch,

Cabernet Sauvignon,

Chardonnay,

Feteasca Regala / Fetească Regală,

Feteasca Neagra / Fetească Neagră.

Regionale Schwerpunkte für den Anbau weißer Rebsorten sind Transilvanien (Anteil 80 Prozent), Banat (65 Prozent), Moldau und Dorudscha mit jeweils 53 Prozent. Rote Sorten werden vor allem in der Dobrudscha (24 Prozent), im Banat (22 Prozent) und Muntenien/Oltenien (17 Prozent) angebaut.

In Zahlen bzw. In Hektar ergibt sich nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums für 2005 diese Rangfolge von den Top 5 weißen und Top 5 roten Edelsorten:

Feteasca Regala / Fetească Regală          13.964

Welschriesling / Riesling Italian                   7.373

Feteasca Alba / Fetească Albă                    6.899

Aligote / Aligoté                                                5.902

Rosioara / Roşioară                                          4.795

Merlot                                                                  7.269

Babeasca Neagra / Băbească Neagră       6.313

Cabernet Sauvignon                                       2.746

Feteasca Neagra / Fetească Neagră         1.270

Burgund Mare                                                      814

Die rumänische Weinwirtschaft 2007 / 2008

Welchen Stellenwert hat die Weinwirtschaft in der rumänischen Ökonomie, innerhalb der Landwirtschaft, im Export, wer sind die Big Players, welche Bedeutung hat der Beitritt zur Europäischen Union?

Die gesamte Weinbaufläche nimmt etwa 5 Prozent der Ackerfläche des Landes ein. Auf 12.500 Hektar werden Tafeltrauben produziert. Der rumänische Weinmarkt hat ein Volumen von etwa 300 Millionen Euro.

Die Weinexporte hatten im Jahre 2006 einen Wert von 13,56 Millionen Dollar; Hauptimporteure sind Deutschland (34 Prozent), die USA (11 Prozent), die Russische Föderation (9 Prozent).

Die Mitglieder der APEV, des Verbands der rumänischen Weinproduzenten und Weinexporteure, vereinigen 80 Prozent des Exportvolumens auf sich. Importe von Wein spielten bislang kaum eine Rolle, 2006 schnellten sie jedoch nach einer geringen heimischen Ernte hoch: Im Wert um das Dreifache, im Volumen um das 12-fache, wobei es sich vor allem um lose Ware handelte. 60 Prozent der Menge kamen aus der Republik Moldawien, 17 Prozent aus Italien, 10 Prozent aus Frankreich und 7 Prozent aus Spanien.

Aktuelle Problemfelder: Privatisierung und Rodung der halben Rebfläche

Die Privatisierung in den 90er Jahren sowie noch nicht erledigte Hausaufgaben, die der Weinwirtschaft aus dem Beitritt Rumäniens in die EU erwachsen, hat einige Gewinner und sehr viele Verlierer zur Folge. So gibt se etwa eine Million Weinproduzenten, bei denen Kleinst- und Kleinbetriebe mit einer Rebfläche von unter 0,3 Hektar dominieren. Von der anfangs genannten gesamten Weinbaufläche von 190.000 Hektar entfallen 12.000 Hektar auf Flächen mit einer Parzellengröße von unter 100 Quadratmeter. Bei einer derartigen Zersplitterung des Weinbergbesitzes ist es geschmeichelt, von einem Betrieb zu reden. Hinzu kommt die völlig unzulängliche Ausstattung in der Kellertechnik. Eine Überlebenschance haben diese Weinbergsbesitzer nur, sofern sie sich zu Erzeugergemeinschaften oder Genossenschaften zusammenschließen.

Ein weiteres sehr großes Problem: Bis 2014 muss die Hälfte des Rebbestands Rumäniens gerodet sein – um die Dimension klar zu machen: Das entspricht fast der gesamten Rebfläche Deutschlands. Und wieso? Viele der Rebflächen sind überaltert, andere sind mit Hybridsorten-Direktträger (HDP – Hybrid Direct Producer) bepflanzt, die für die Produktion von Qualitätsweinen nicht zugelassen sind. Das ist eine Marotte, in Frankreich zum Beispiel gilt das seit 1935. „Schuld” an allem ist letztlich die Reblaus, die Ende des 19. Jahrhunderts auch in den rumänischen Weinbaugebieten wütete.

1863 wurde die Reblaus (Phylloxera vastatrix) zum ersten mal in Europa, 1864 auch in Rumänien festgestellt, die fast den ganzen Rebbestand des Kontinents (mit Ausnahme der auf Sandböden angebauten Rebflächen) vernichtete, während sie in Amerika keinen Schaden anrichtete.

Die wiederherstellung der europäischen Rebbestände wurde anfangs mit amerikanischen Reben der Art Vitis Iabrusca vorgenommen, aber auch mit Kreuzungen dieser Art mit anderen amerikanischen Rebarten, die als alte Amerikaner Reben oder Hybridsorten-Direktträger (Lydia, Isabella, Noah, Clinton, Delaware, Othello) bekannt sind, welche aber keine befriedigende Lösung waren. Später versuchte man es mit Kreuzungen (Seibel, Terras, Couderc etc.) zwischen amerikanischen und europäischen Rebsorten, die ebenfalls dem europäischen Geschmack nicht entsprachen.

Nach hunderten von versuchen in allen betroffenen Ländern Europas schälte sich die bis heute gültige Lösung heraus: Die reblausresistenten amerikanischen Sorten (Vitis riparia, V. Rupestris, V. Cordifolia etc.) werden nur als Unterlage für das Veredelungsverfahren benutzt, d.h. die Wurzeln sind amerikanisch, die Trauben stammen von den europäischen, nicht reblausresistenten Vitis-Vinifera-Sorten, die man auf die Unterlage gepfropft hat. Amerikanische Unterlagsreben gepfropft mit einheimischen Edelreisern – das erwies sich als der Königsweg.

Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft, Wälder und Ländliche Entwicklung (MAPDR) verteilten sich die Edelsorten sowie die Direktträger und Hybridsorten in den einzelnen Anbaugebieten wie folgt (Zahlen für 2005 in Hektar).

Anbaugebiet                                    Vitis vinifera      Hybridsorten

Transilvanien                                      5.990                     1.202

Moldau                                                               40.815                  25.627

Muntenien & Oltenien                 21.706                  29.089

Banat                                                     2.450                         351

Crisana & Maramures                     4.220                     4.788

Dobrudscha                                      12.313                    3.614

Donauterrassen                                1.940                   24.353

RUMÄNIEN                                       89.434                  89.024

Die Übersicht zeigt, dass es kein Anbaugebiet gibt, in dem keine Hybridsorten vertreten sind. Schwerpunkte sind die Subregion „Donauterrassen”, die kaum Profi-Weinbau kennt, sowie Muntenien und Oltenien, hier aber ebenfalls außerhalb der klassischen Anbaugebiete, sondern insbesondere im Bereich der „Sandböden und andere Flächen des südlichen Olteniens”.

Nun ist noch keine Rumänin und kein Rumäne an den Weinen aus Isabella, Noah, oder Othello gestorben. Es geht also nicht um deren Schutz vor möglichen Gefahren. Man muss sogar sagen, dass die Rumänen diese Weine sehr schätzen und lieben, sonst würden sie nicht in genanntem Umfang angebaut. Und festzustellen ist auch, dass die Weine in nicht-professioneller Absicht, sondern im Wesentlichen zur Selbstversorgung im Bereich der Familien produziert werden – auf Kleinflächen, in Gärten usw. Außerdem spielen sie in den herkömmlichen Weinbaugebieten nur eine geringe Rolle, ihre regionalen Schwerpunkte sind in der südlichen Ebene gelegne Bereiche oder Flachlagen in den klassischen Anbaugebieten.