Bukowina

Nirgendwo in Rumänien gibt es auf einer so kleinen Fläche so viele Kirchen, Klöster und Klausen wie auf dem Gebiete der Moldau. Diese bemalten Klosterkirchen der Nordmoldau, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, sind ein beliebtes Ziel vieler Touristen aus aller Welt. Die meisten dieser wunderschönen Klöster wurden von den Fürsten der moldauischen Familie der Musatini / Muşatini gestiftet und dienten auch als fürstliche Grabstätten.

 

Nach den Berichten des Chronisten Ion Neculce hat der Fürst Stefan der Große (1457-1504), den er als „Bollwerk der Christenheit“ bezeichnete, nach jeder ausgefochtenen Schlacht gegen die Türken, Ungarn oder Polen in seiner 47-jährigen Herrschaft je eine Kirche oder ein Kloster erbauen lassen. Sein Sohn Petru Rareş /Rares (1527-1538; 1541-1546) führte diese Tradition weiter, wobei der traditionelle byzantinische Kunststil mit Elementen der Renaissance bereichert wurde.

 

Repräsentativ und originell sind vor allem die ganzflächig mit religiösen Themen bemalten Außenwände der Klosterkirchen, die eine außergewöhnliche Bereicherung der europäischen Kunst durch die rumänische Kirchmalerei darstellen.

 

Die Klosterkirche Voronet / Voroneț, nur 5 km von Gura Humorului entfernt, wird auch als „Sixtinische Kapelle des Orients“ bezeichnet. Auf der gesamten Westwand dieser von Stefan dem Großen (Stefan cel Mare) gestifteten Kirche (1488) ist das Jüngste Gericht dargestellt (nach 1547 angefertigt), dessen Szenen wie auch die der anderen Malereien auf einem nun weltweit berühmten blauen Hintergrund gemalt sind. Die Klosterkirche Humor, 6 km nördlich von Gura Humorului, ist eines der bemerkenswertesten mittelalterlichen Kunstdenkmäler Rumäniens. Sie wurde 1530 vom Logofat /Logofăt (Kanzler) Toader Bubuiog gestiftet, Artilleriekommandant in der Zeit des Fürsten Petru Rares / Rareş. Bewundernswert sind die in byzantinischem Stile vom Maler Toma Zugravul aus Suceava im Jahre 1535 ausgeführten Fresken an den Außenwänden, deren vorherrschende Farbe Ziegelrot ist, wodurch sich diese Klosterkirche von den anderen chromatisch hervorhebt.

 

Moldavita / Moldavița, 36 km von Gura Humorului entfernt, ist eine Stiftung des Fürsten Petru Rares / Rareş aus dem Jahre 1532 und eine der schönsten bemalten Klosterkirchen der Bukowina. Charakteristisch ist hier das leuchtende Goldgelb der Wandmalereien, die vom Maler Toma aus Suceava im Jahre 1537 ausgeführt wurden. Die bekannteste Szene ist die Belagerung Konstantinopels an der Südwand, eine Anspielung an den zeitgenössischen Kampf gegen die Türken.

Das Kloster Probota, 5 km weit vom Städtchen Dolhasca, wurde im Jahre 1530 ebenfalls vom Fürsten Petru Rares / Rareş gestiftet und ist ein Meisterwerk der feudalen moldauischen Baukunst und beispielhaft für das 16 Jahrhundert. Sowohl die Innen- als auch die Außenwände der Klosterkirche wurden im Jahre 1532im Stil jener Zeit bemalt.

 

Die Kirche aus Patrauti / Pătrăuți, 12 km von Suceava entfernt, wurde von Stefan dem Großen (Stefan cel Mare) im Jahre 1487 gestiftet. Es ist eine kleine Dreiknochenkirche (mit kleeblattförmigem Grundriss) und einem Kirchturm über dem Naos (Kirchenschiff), deren gesamte Wandmalerei in ursprünglichem Zustande erhalten ist. Beeindruckend ist das Votivbild, ein wahres Meisterwerk, und die Szene der Kavalkade des heiligen Kreuzes, ein Aufruf zum Kampfe gegen die Türken.

 

Die Kirche Taierea Capului Sfantului Ioan Botezatorul / Tăierea Capului Sfântului Ioan Botezătorul (Enthauptung des hl. Johannes des Täufers), aus dem Dorfe Arbore (32 km nordwestlich von Suceava), im Jahre 1503 erbaut, gehörte zum Hofe des Bojaren Luca Arbore, Burgvogt von Suceava in der Zeit Stefans des Großen. Die Außenwandmalereien wurden im Jahre 1541 von Dragos / Dragoş Coman aus Iassy / Iasi / Iaşi ausgeführt, der als ein „wahrer Pisanello der Moldau und als der größte Künstler des orthodoxen Orients des 16. Jahrhunderts“ betrachtet wird. Im Pronaos (Vorschiff) befindet sich das Grabmal des Stifters, ein hervorragendes Kunstwerk der Spätgotik auf moldauischem Boden.

 

Der Bau der Kirche Sfantul / Sfântul Gheorghe (hl. Georg) des Klosters Sf. Ioan cel Nou (des hl. Johannes des Neuen) aus Suceava begann in der Herrschaftszeit des Fürsten Bogdan III. (1514) und wurde in der Zeit des Fürsten Stefanita Voda / Stefăniță Vodă (1522) beendet – beide Söhne Stefans des Großen. Von der Außenwandmalerei, die aus der Zeit des Petru Rares / Rareş (1532-1534) stammt, sind nur noch Fragmente an der Südwand erhalten. In der Kirche werden die Gebeine des hl. Johannes des Neuen aufbewahrt, die von Alexander dem Guten im Jahre 1402 nach Suceava gebracht wurden und anfangs in der Kirche Mirauti / Mirăuți bewahrt wurden.