Braşov / Kronstadt

Im Südosten Transilvaniens, innerhalb des Karpatenbogens, ist Braşov (Kronstadt) im Winter Ausgangspunkt für alpine Sportarten, im Sommer für Wanderungen direkt in die angrenzenden Berge. Die Stadt mit ihren 300.000 Einwohnern liegt auf einer Höhe von gut 600 Metern; rechnet man auch den Hausberg Tâmpa (die Zinne) hinzu, den man von der Stadt aus über die Telecabina Tâmpa erreicht, so ist man schon bei 1.000 Metern in einem Naturreservat.

 

Brasov ist eine Gründung des Deutschen Ritterordens, der vom ungarischen König Andreas II. 1211 das Burzenland (rumänisch Tara Bârsei) als Siedlungsgebiet mit zahlreichen Privilegien erhielt und dort mehrere Burgen errichtete. Mit den angesiedelten „Sachsen“ – Rheinländer, Luxemburger, Flandern und Wallonen – wollte der Orden einen mit dem Papsttum eng verbundenen selbständigen Ordensstaat errichten, weshalb der König nach nur 14 Jahren den Orden per Waffengewalt vertrieb. Die „Sachsen“ aber blieben.

 

Das historische Zentrum der Stadt (Centru Istoric) lädt zum Flanieren und Pausieren ein, denn es ist teils verkehrsberuhigt, teils autofrei – zum Beispiel die Hauptstraße Strada Republicii sowie der Rathausplatz (Piata Sfatului), mit dem ehemaligen Alten Rathaus (Casa Sfatului). Der strahlend gelbe Bau mit seinen 60 Meter hohen Turm wurde erstmals 1420 erwähnt, seine massiven Mauern als Wehrturm (Trompetenturm) erhielt er aber erst im 16. Jahrhundert während der Türkenkriege. Der Bau beherbergt heute das städtische Geschichtsmuseum (Muzeul Județean de Istorie) sowie das touristische Informationszentrum (Centru de Informare Turistică).

 

Gegenüber vom Rathaus, an der Ostseite des Platzes, befindet sich das Hirscherhaus (Casa Hirscher), ein Gebäude, das Apollonia Hirscher, die Witwe des Königsrichters Lucas Hirscher, um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Kaufhaus auf eigene Kosten errichten ließ, um den Handwerkern und Zünften bessere Verkaufsbedingungen zu bieten. Lange Zeit diente es den Zünften der Stadt als Treffpunkt, heute beherbergt es unter anderem das Restaurant Casa Hirscher (vormals Cerbul Carpatin, Karpatenhirsch).

 

Im historischen Zentrum gibt es auf Schritt und Tritt Kirchen aller Glaubensrichtungen. Die Orthodoxe Kirche Entschlafung der Muttergottes (Biserica ortodoxă Adormirea Maicii Domnului), am Rathausplatz, die grichisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskirche (Biserica Sfanta Treime), die barocke römisch-katholische Kirche St. Peter und Paul, sowie insbesondere die evangelische Stadtpfarrkirche, bekannt als Schwarze Kirche (Biserica Neagră), das Wahrzeichen der Stadt. Ihren Namen trägt der bedeutendste und größte gotische Kirchenbau Südosteuropas aufgrund der Brandschwärzung, die die ursprünglich helle Kirche im Jahre 1689 durch einen kriegerisch veranlassten Stadtbrand erlitt und sie jahrzehntelang als schwarze Ruine beließ. Die Geschichte dieser einzigartigen Kirche, ihre Zerstörungen und langwierigen Erneuerungen, spiegeln ein Gutteil der Stadtgeschichte wider. Schon während der ersten hundertjährigen Bauphase, die Ende des 14.

 

Jahrhunderts ihren Anfang nahm, kam es während der Türkenkriege zu Zerstörungen. Nach einem erneuten Aufbau wurden in der Kirche Mitte des 16. Jahrhunderts erstmals evangelische Gottesdienste abgehalten. Fast 100 Jahre dauerte es, bis der Bau ein neues Gewölbe (jetzt barock statt des ursprünglich gotischen) hatte und erst 1866 erhielt der Bau einen neuen Altar. Bei allem Auf und Ab weist die Schwarze Kirche auch noch Rekorde auf: Sie verfügt über die größte mechanische Orgel des Landes (3993 Pfeifen) und hat die größte frei schwingende Glocke Rumäniens (sechs Tonnen). Sie beherbergt in ihrem Inneren die größte europäische Sammlung anatolischer Teppiche außerhalb der Türkei, die von einheimischen Kaufleuten der Kirche geschenkt wurden.

 

Aus der Zeit der Türkenkriege im 15. Jahrhundert stammen mittelalterliche Stadtbefestigungen, von denen im Westen von Brasov hinter der Stadtmauer die Schmiedebastei (Bastionul Fierarilor), der Schwarze Turm (Turnul Negru) und der Weiße Turm (Turnul Alb) besichtigt werden können. Letzterer lohnt den Aufstieg, der einen spektakulären Blick auf das Zentrum der Stadt bietet.

 

Die ehemalige Obervorstadt Schei (Cartierul Schei) erreicht man über das Waisenhausgässer Tor (Poarta Schei) und das noch vollständig erhaltene Stadttor, das Katharinentor (Poarta Ecaterina) aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Von hier ist es nicht weit zu einem anderen Teil der Stadtmauer mit der ebenfalls gut erhaltenen Weberbastei (Bastionul Ţesătorilor), die ein städtisches Museum beherbergt.