Weinbaugebiet Husi, rumänisch Huși

Funde von Wildreben (Vitis vinifera silvestris) in den Wäldern der Umgebung von Husi (Huși) verweisen auf die Verbreitung von Reben in diesem Gebiet seit der Jungsteinzeit. Archäologen entdeckten Fragmente von Amphoren aus dem 4. Und 3. Jahrhundert v. Chr., was auf den Austausch von Produkten der Gegend – nicht zuletzt Wein – mit griechischen Händlern hinweist. Schriftliche Dokumente und Urkunden, die bis in das 15. Jahrhundert zurückgehen, bezeugen permanenten Weinbau. Der hohe Stellenwert des Weinbaus kommt in einigen Dokumenten zum Ausdruck, in denen Winzer und Kellermeister als den herkömmlichen Landwirte überlegene Berufsgruppe bezeichnet werden. In Folge der Säkularisierung klösterlichen Besitzes (1864) werden Rebgärten seitens der Bürger vom Staat zurückgekauft. 1897 bildet sich in Husi (Huși) die erste Interessengemeinschaft von Winzern – 9.000 Winzer mit 4.700 Hektar Rebland -, die sogleich ein Programm zur Verbesserung des Rebanbaus beschließt. Priorität hatte dabei der Kampf gegen die Reblaus und den Mehltau, aber ebenso Werbung für die Weine der Gegend in Rumänien selbst und im Ausland, die Organisation jährlicher Weinausstellungen, die Schaffung einer Weinbauschule, die Herausgabe einer Weinbauzeitschrift etc. Bereits 1904 wurden die ersten Edelrebsorten mit amerikanischen Unterlagsreben gepflanzt.

Die Weingärten des Bereichs Husi (Huși) liegen an den Hängen des östlichsten Teils des Plateaus der Mittelmoldau. Das Relief beschreibt einen Halbkreis von Hügelketten (zwischen 300 und 400 Höhenmetern), die die Niederung von Husi (Huși) (auf etwa 200 Metern) umgeben, und östlich bis zum Tal des Prut (auf nur noch 20 bis 30 Metern Höhe) begrenzen. Dieses nach Osten hin offene Amphitheater besteht aus drei Stufen. Während sich im oberen Teil noch Reste von Bewaldung finden, wird im breiten Prut-Tal im Westlichen Gemüse angebaut. Auf den Hügellagen herrschen insbesondere Reben vor, jedoch auch in Verbindung mit Obst- und Gemüsekulturen. Die tieferen Lagen der „Côte de Huși“ (150 bis 200 Meter) bilden ein Mosaik aus Reb- und Getreideanbau. Große Teile der Hanglagen werden durch Terrassen vor Erosion und Erdrutschen geschützt.

 

Klimatisch befinden sich Husi (Huși) im gemäßigten-kontinentalen Bereich, die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,5°. Das größte Plus für den Weinbau ist die Sonnenscheindauer von 2.100 Stunden pro Jahr, hinzu kommt die Exposition des landschaftlichen Amphitheaters, das nach Osten hin geöffnet ist. Die jährlichen Niederschlägen liegen bei 520 Millimetern in der Senke von Husi (Huși), auf den Höhen der umgebenden Hügeln im Norden, Westen und Süden betragen die Werte 600 bis 650 Millimeter. Bedeutende Weinbaukommunen sind Husi (Huși), Averesti (Averești) und Crasna-Lohan; ein unabhängiges Zentrum ist Vaslui.

Von den Weinen wird der weiße Zghihara aus der gleichnamigen autochthonen Rebsorte in Rumänien mit Husi (Huși) identifiziert – und umgekehrt. Grün-gelb im Glas, angenehm nach Apfel in der Nase, leicht-herb mit einem Ton von Sauerampfer, frisch und intensiv fruchtig.

 

Feteasca Alba (Fetească Albă) bewahrt seine Authentizität und Persönlichkeit, wo immer er angebaut wird. Jener aus Husi (Huși) hat ein diskretes Aroma von Rebblüten.

 

Auch Welschriesling (Riesling Italian) ist in Husi (Huși) zu Hause, wo er an Fruchtigkeit und Frische die meisten Weißweine übertrifft.

 

Pinot Gris oder Grauburgunder kann in den meisten Jahren mit Premium-Qualität glänzen. Seine harmonische Konstitution sowie die klaren Proportionen seiner Textur  sollten die Winzer dazu führen, ihn vermehrt anzubauen.

 

Sauvignon Blanc hat ab 1980 Eingang in das Rebsortiment gefunden, wobei er organoleptisch eine Brücke zwischen eher neutralen und aromatischen Weißweinen bildet. Mit seinem diskreten Aroma nach gelben Paprikaschoten und seiner charmanten, betonten Fruchtigkeit zählt er zu einem der feinsten in Rumänien.

 

Die Bukettsorte Muscat Ottonel wird pur ausgebaut oder als Coupage mit Welschriesling, vor allem aber mit Zghihara.

 

Tamaioasa Romaneasca (Tămâioasa Românească), die andere weit verbreitete Bukettsorte, wird meist halb-süß ausgebaut. Sie verfügt über mehr Säure als Muscat Ottonel; ihre Aromen entwikeln sich durch Fassausbau sehr vorteilhaft.

 

Der Busuioaca de Bohotin (Busuioacă de Bohotin) mit seiner typischen Husi (Huși) – Ausprägung ist ähnlich dem weißen Zghihara wie ein Phönix aus der Asche wiedergeboren. Seine Einzigartigkeit und seine Qualität machen ihn zu einem vinologischen Wunder von Husi (Huși). Purpurrot, selten granatrot, in der Nase charmant und unnachahmlich mit einer Mischung aus Rosen und Basilikum hat er eine Note, die man bei aromatischen Weinen sonst nicht findet. Seine hohe Zuckerkonzentration, die für die Typizität des Weins notwendig ist, wird von einem Alkoholgrad von 12 Volumenprozent im Falle von edelsüßem Traubengut unterstützt, oder gar von einem Alkoholgehalt von mehr als 15 Volumenprozente für den Fall, dass er als Likörwein bereitet und ausgebaut wird. So verfügt er über eine Qualität, die nahe an seinen Bruderwein aus Bohotin herankommt. Reich an unterstützender Säure und einem hohen Extraktgehalt überzeugt der purpurne Busuioaca (Busuioacă) aus Husi (Huși) durch Frische, Fruchtigkeit und Ausgewogenheit. Reifung und Alterung nehmen ihm ein wenig von seinen Aromen, intensivieren aber sein einmaliges Bukett und lassen ihn im Glas mit einer Nuance gerösteter  Maronen erscheinen.

 

Die französischen roten Sorten spielen keine bedeutende Rolle im Anbaugebiet. Der weniger raue Merlot bringt in sehr guten Jahren leichte und geschmeidige Weine hervor, während sich aus Cabernet Sauvignon, in günstigen Jahren mit einer gewissen Überreife des Traubenguts, Premium-Weine produzieren lassen. Pinot Noir wird in nur sehr geringen Mengen hergestellt.