Weinbaugebiet Dragasani / Drăgășani

Wir haben nun den Olt überquert und sind in Oltenien, der so genannten Kleinen Walachei. Mit Dragasani / Drăgășani befinden wir uns auch sogleich in einem der bekannten Anbaugebiete. Seit Ende des 14. Jahrhunderts ist hier Weinbau verbürgt, wobei in dem selbständigen Fürstentum Walachei sowohl die Woiwoden und die freien Bauern als auch Klöster und Bistümer im Besitz von Weingärten waren. Die bebauten Flächen waren hier immer erheblich. So nennt das von Neugebauer 1854 in Breslau erschienene Werk „Beschreibung der Moldau und Walachei“ drei Orte mit bedeutender Weinproduktion: Neben Cotnari und Odobesti / Odobeşti eben auch Dragasani / Drăgășani. Und Auszeichnungen konnten die Weine bei internationalen Messen und Wettbewerben ebenfalls recht früh erzielen, so in Paris (1876, 1887, 1889), Mailand (1908) und Gent (1912).

 

Bis zur Invasion der Reblaus gab es in Dragasani / Drăgășani ausschließlich alte, einheimische Rebsorten: Gordin, Braghina / Braghină, Cramposie / Crâmpoșie und Tamaioasa Romaneasca / Tămâioasa Românească. Noch heute gibt es unter Winzern den alten Spruch: „Cramposie / Crâmpoșie bringt den Alkohol, Braghina / Braghină den Schaum, Gordin füllt das Fass und Tamaioasa Romaneasca / Tămâioasa Românească steht für die Aromen.” Eine ähnliche Legende rankt sich um den Tulburel de Dragasani / Drăgășani, einen vin nouveau aus den genannten Traubensorten. Nach dem Reblausdesaster wurde 1895 in Drăgășani eine Rebschule gegründet, die 1936 in die Versuchsanstalt für Weinbau und Kellertechnik integriert wurde. 1948 schließlich wurde die Ausbildung der Winzer mit der Schaffung der Technischen Mittelschule für Weinbau vorangetrieben.

 

Die Weinberge von Drăgășani befinden sich auf einem etwa 40 Kilometer langen Streifen von Hügeln am rechten Ufer des Olt – zwischen Ionesti / Ionești im Norden und Strajesti / Străjești im Süden. Die einzelnen Rebgärten liegen recht zerstreut, da nur zwischen 5 und 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für Weinbau genutzt wird. Bedeutende Zentren sind Dragasani / Drăgășani, Amarasti / Amărăști und Iancu Jianu. Das Bodenrelief wird aus relativ schmalen, parallel verlaufenden Hügeln bzw. Hügelketten gebildet, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen und in der Höhe von Norden (400 bis 500 Meter) nach Süden (200 bis 300 Meter) hin abnehmen. Die Täler sind tief eingeschnitten (100 bis 200 Meter) mit beträchtlichen Hangneigungen zwischen fünf und 20°; entsprechende Maßnahmen gegen Erosion waren notwendig, um Rebberge an den Hanglagen zu installieren.

 

Das Klima ist gemäßigt, das heißt, es ist die Übergangszone zwischen den zentral- und osteuropäischen Kontinentalklima mit gewissen mediterranen Einflüssen aus dem Süden und Südwesten. Im Jahresdurchschnitt liegen die Temperaturen zwischen 9,5° und 10,5° im Januar bei -2° bis -3° und 21° bis 22° im Juli. Der Jahresniederschlag beträgt 600 bis 650 Millimeter und die Sonne scheint 2.100 Stunden im Jahr.

 

Bei den Weinen haben die traditionellen lokalen Sorten mehr oder weniger ausgedient, und man bedient sich klassischer rumänischer und seit langem naturalisierter Reben.

 

Welschriesling (Riesling Italian) zum Beispiel hat einen guten Ruf mit seiner Frische, Frucht und seiner Wärme, die er beim Genießen dem Körper verleiht.

 

Sauvignon Blanc hat sich in den letzten Jahrzenten als einer der ausdruckvollsten Weine im Lande und ebenso im Ausland durchgesetzt. In den meisten Fällen wird er halbsüß angeboten, was seine Aromen am besten zum Ausdruck bringt; gereift harmonisiert er in Nase und am Gaumen in einer gelungenen Synthese.

 

Tamaioasa Romaneasca / Tămâioasa Românească ist eine Berümtheit von Dragasani / Drăgășani und nimmt einen Ehrenplatz unter den Bukettweinen ein. Reduktiv ausgebaut, gelb mit grünen Tönen und seltener gold-gelb, ist er reich an Aromen, zumal wenn der Gehalt an Restzucker hoch ist. Er verfügt zudem über einige Säure, was ihm Noten von Frische und Frucht gibt. Seine Typizität ist so offensichtlich, dass er ohne Schwierigkeiten von süßen Bukettweinen aus anderen Regionen Rumäniens deutlich zu unterscheiden ist.

 

Der trockene Feteasca Regala / Fetească Regală bewahrt sehr lange seine gelblich-grüne Töne, bis sie in strohgelb übergehen. Bei mäßigem Alkoholgehalt zeichnet er sich durch seine feine, integrierte Säure aus. I besonders günstigen Jahren bietet er ein feines und anhaltendes Finale.

 

Feteasca Alba / Fetească Albă fällt insbesondere durch sein Gleichgewicht von Alkohol- und Säuregrad auf sowie durch sei diskretes florales Aroma mit Noten von Aprikosen. Ist er gereift, strohgelb bis goldgelb, mit cremigen Noten, so besticht er durch seine Eleganz, seinen runden Charakter und seine buttrige Textur.

 

Cramposie / Crâmpoșie ist ein trockener Weißwein, der dank Forschungen und klonaler Selektion an der Forschungsstation für Weinbau und Kellertechnik in Dragasani / Drăgășani, beginnt sich durchzusetzen und die Erinnerung an den traditionellen Wein der Region wachzurufen. Durch seine Frische und seine Geschmeidigkeit wird seine spezifische Lebhaftigkeit betont. Eine sanfte Mazeration führt zu einer besseren Extraktion der typischen Traubenaromen; sie unterstreicht die Ehrlichkeit und den originären Charakter des Weins.

 

Negru de Dragasani / Negru de Drăgășani ist eine heimische Rotweinsorte, relativ neu und viel versprechend. Insbesondere in guten Weinjahren bildet sie eine tiefviolette Farbe, wenn der Wein jung ist, die nach einiger Zeit der Reife in ziegelrot übergeht. Trocken, mäßig im Gehalt an Alkohol und mit verhaltener Säure beeindruckt der Wein durch seine Vollmundigkeit und sein Finale.

 

Novac ist die ertragreichste rote Sorte in Drăgășani. Attraktiv ist der Wein durch seine ausgeglichene Textur, vor allem aber durch seine einzigartige Leichtigkeit.

 

Burgund Mare ist eine sehr ertragreiche Rebsorte, wird aber auf geringen Flächen angebaut. Durch eine schonende und korrekte Verarbeitung kann ein wertvoller und eigenständiger Wein das Resultat sein; meist wird er jedoch mit Pinot Noir assembliert. Sein nuancenreiches Bukett von Vanille, seine diskrete Adsringens sowie seine subtile Geschmeidigkeit machen ihn sehr wertvoll und attraktiv.