Weinbaugebiet Stefanesti-Arges / Ștefănești-Argeș

Mit dem Bereich Stefanesti-Arges / Ștefănești-Argeș bleiben wir zwar in Muntenien, begeben uns aber territorial und geografisch in die Weinbauregion des Getischen Plateaus. Benannt ist es nach dem rumänischen Urvolk der Geten, die vor der Besiedlung oder Eroberung durch die Römer zusammen mit den Dakern das Reich Dakien bildeten. Das Plateau hat eine Ost-West-Ausdehnung von 200 Kilometern, in Nord-Süd-Richtung liegt die Distanz zwischen 80 und 100 Kilometern. Im Norden grenzt es an die Süd-Karpaten, im Süden an die große Rumänische Tiefebene. Auf diesem großen Territorium, das zwischen 100 und 400 Metern über dem Meeresspiegel liegt, ist Weinbau relativ verstreut zwischen anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen. Sein Anteil an der gesamten agrarischen Fläche liegt zwischen fünf und 20 Prozent. Die bedeutenden Weinbaugebiete sind Stefanest-Arges / Ștefănești-Argeș und Samburesti / Sâmburești in Muntenien, und jenseits des Olt, also in Oltenien, sind es Dragasani / Dragașani, Dealurile Craiovei, Plaiurile Drancei / Plaiurile Drâncei und Podgoria Severinului; zwei unabhängige Zentren sind Targu Jiu / Târgu Jiu und Crusetu / Crușețu.

 

Die natürlichen Bedingungen der Region erfüllen nicht überall das Optimum für den Weinbau – daher die Zersplitterung der Anbauflächen. Dennoch rechtfertigen das gemäßigte Klima (zwischen 44° und 45° nördlicher Breite) mit einigen mediterranen Einflüssen und die Lage der Hügelketten mir günstiger Exposition zur Sonne und zum Tageslicht den Weinbau. Das Relief hat die Form einer leicht von Nord nach Süd geneigten Ebene bei Höhen von 500 Metern über dem Meerspiegel im Norden auf 200 Meter im Süden, durchbrochen von Tälern mit Hangneigungen zwischen zehn und 20° im Norden und 5° bis 10° Grad im Süden.

 

Klimatisch stellt sich das Getische Plateau als gemäßigt, als Übergangszone zwischen den mittel- und osteuropäischen Klimabereichen dar. Das heißt, dass einerseits mediterrane Luftmassen Einfluss nehmen, sich anderseits die Süd-Karpaten als Schutzwall gegen die kalten Luftmassen aus dem Norden entgegen stellen. Diese Bedingungen konkretisieren sich als für den Weinbau günstig: Früh einsetzendes Frühjahr, heiße Sommer, milde und lang anhaltende Herbste und weniger raue Winter. Die Durchschnittstemperaturen liegen bei 10° im Norden und 11° im Süden, die Jahresniederschläge bei 700 und 500 Millimeter respektive. Die Zahl der reinen Sonnenstunden beträgt 2000 bis 2200.

 

Im eigentlichen Anbaugebiet Stefanesti-Arges / Ștefănești-Argeș wird seit alters her Weinbau betrieben. Undatierte archäologische Funde von Henkeln aus Ton und Reste von Amphoren aus lokaler Produktion zur Aufbewahrung von Wein belegen das. Schriftliche Zeugnisse, die von Weinbau zeugen, gehen bis in das späte 14. Jahrhundert zurück. Ein historisch geografisches Wörterbuch, das 1752 in Basel erschien, notiert: „Pitesti / Piteşti, kleine Stadt in der Walachei, in deren Umkreis man einen Wein herstellt, der in nichts den besten Weinen Europas nachsteht.“ Die Reblauskrise hatte zur Folge, dass bereits 1893 eine Rebschule gegründet wurde, die unter anderem reblausresistente Unterlagen mit Edelreisern pfropfte, damit die Winzer die verwüsteten Weingärten wieder aufbauen konnten. 1907 wird in Pitesti / Piteşti die Gesellschaft für Landwirtschaft und Weinbau gegründet, die die eigene Zeitschrift „Podgoreanul“ (Der Winzer) herausbringt. 1919 entsteht hier die erste rumänische Winzergenossenschaft. Die Bedeutung der Region von Stefanesti / Ștefănești für den Weinbau wird auch dadurch unterstrichen dass hier 1959 die Forschungs- und Entwicklungsstation für Weinbau und Kellertechnik gegründet wurde, der ein Weinbau-Kombinat angeschlossen war. Die Weinberge von Stefanesti / Ștefănești finden sich verstreut auf dem Plateau von Candesti / Cândești sowie an den Flussterrassen des linken Arges / Argeș-Ufers. Es ist ein 35 Kilometer langer Streifen, der von Pitesti / Piteşti aus parallel zum Arges / Argeș verläuft, also von Nord-West in Richtung Süd-Ost auf einer Breite von zehn bis 20 Kilometern. Wichtige Weinbauzentren sind Stefanesti / Ștefănești, Topoloveni, Valea Mare und 20 Kilometer südlich von Pitesti / Piteşti, Costesti / Costeşti. Das Relief ist im nördlichen Teil fragmentiert durch die linken Nebenflüsse des Argeș und fällt von 350 bis 400 Metern auf 200 bis 250 Meter; zum Fluss hin ist die Nutzfläche terrassiert. In der Ebene von Pitesti / Piteşti dagegen liegen die Weingärten in einer Höhe von 200 bis 300 Metern; die kaum  von Flüssen durchbrochen wird.

 

Im gemäßigt kontinentalen Klima ist nicht mit längeren Frösten zu rechnen, was auch durch die südliche Ausrichtung der meisten Weingärten ein günstiges Ambiente für die Rebkultur schafft. Die Temperaturen liegen im Jahresmittel zwischen 9° und 10°, die durchschnittlichen Regenmengen belaufen sich auf 700 Millimeter und die Sonne scheint 2.100 bis 2.200 Stunden.

Stefanesti / Ștefănești ist ein Anbaugebiet, das vorwiegend Weißweine hervorbringt.

 

Sauvignon Blanc, zwischen aromatischen und nichtaromatischen Weinen angesiedelt, wird trocken, halbtrocken, halbsüß und süß ausgebaut. Mit einem stärkeren Gehalt an Restzucker zeigt sich das Gleichgewicht von Frucht, Frische und Aromen in perfektem Zustand.

 

Die Farbe des Welschriesling (Riesling Italian) blass mit grünen Tönen, entwickelt sich in einer längeren Reifeperiode recht langsam zu strohgelb. Er ist relativ, aber nicht übermäßig sauer und daher am Gaumen frisch und überaus fein.

Feteasca Alba / Fetească Albă ist ein Wein der hier mit Leichtigkeit die Besonderheiten des Terroirs widerspiegelt: Sein besonderer Charme liegt im Duft nach Rebblüten und dem Aroma von Bananen und Honig. In seiner Jugend entwickelt er seinen vollen Geschmack, etwas gealtert bietet er in delikates Bukett mit großer Finesse, insbesondere wenn der Wein über genügend Säure verfügt.

 

Pinot Gris duftet, wenn das Maischen kurz erfolgte, nach Herbstäpfeln, Feldblumen oder nach Kirschen. Am Gaumen ist er ohne jede Aggressivität und reich an Nuancen von Birnen oder getrockneten Äpfeln; gereift hat er florale Noten, etwa nach Akazie, und überrascht mit einer leichten Bitternote.

 

Feteasca Regala / Fetească Regală hat in der Nase Noten von Honig und wilden Blumen. Ist er trocken ausgebaut, so wird er leicht ätherisch und entfaltet seine Besonderheit als Wein höchster Qualität.

Reich und fruchtig ist der Aligote / Aligoté, wenn er ein oder zwei Jahre gereift ist; klassisch ist er, wenn er aus Ștefănești kommt.

 

Muscat Ottonel ist als trockener Wein in der Nase diskret; er wird intensiver, wenn er Restzucker enthält – bei später Ernte aufgrund lang andauernder Herbste ohne Niederschläge. Dank seiner Aromen wird er häufig für Assemblagen mit Aligoté, Fetească Albă und Welschriesling verwendet, um die Wertigkeit von Konsumweinen zu erhöhen.

 

Tamaioasa Romaneasca / Tămâioasa Românească ist der gesuchteste Wein des Anbaugebiets, man zählt ihn zum nationalen Erbe, da er hier am längsten verwurzelt ist. Als repräsentativster gilt der Tămâioasa aus Ștefănești.

An Rotweinen werden Cabernet Sauvignon, Merlot und Feteasca Neagra / Fetească Neagră in geringen Mengen angebaut.

 

Bugund Mare ist die rumänische Bezeichnung für Blaufränkisch, die es in Ungarn als Kékfrankos gibt. Er erfreut sich im Anbaugebiet bei den Winzern aufgrund seiner Qualitäten größeren Interessens. Als junger Wein ist er attraktiv wegen seines Gleichgewichts von Frucht, Frische und Adstringens; gereift und ein wenig gealtert gewinnt er ein ätherisches Bukett mit einer Note Vanille.