Weinbaugebiet Târnave

Dieses berühmte und sehr alte Weinbaugebiet ist auch gleichzeitig das größte der gesamten transilvanischen Region. Archäologische Funde von Geräten und Behältern, die im Weinberg und bei der Weinbereitung Verwendung finden, belegen Weinkultur bis in die vorgeschichtliche Eisenzeit. Herodot, der Vater der Geschichtsschreibung aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., erwähnt, dass die in den Tälern des Mureş und des Târnave lebenden Agathyrsen überregional bekannte Weinberge angelegt hatten. Römische Kolonisten führten erweiterte Weinbaukenntnisse und neue Rebsorten ein und förderten so den Weinbau beträchtlich. Der ungarische Historiker Sigismond Kabal zeigt, dass hier bei Ankunft der Ungarn und anderer Wandervölker die Rebkultur bereits weit verbreitet war. Ebenso der deutsche Ferdinand Pax: „Die Magyaren fanden an vielen Stellen Weinbau vor, als sie sich dort niederließen.“ In der evangelischen Kirche von Băgaciu, die im 15. Jahrhundert errichtet wurde, finden sich auf Friesen Skulpturen von Weintrauben. Es gibt in der Gegend eine sprichwörtliche Redensart, nach der es in Băgaciu keinen Bewohner gab, der nicht Ackerland, Rinder und einen Weinberg am Hang besaß. Die „deutsche“ Einwanderung hat beträchtlich zur Verbesserung der Anbautechniken sowie der Qualität des Weins beigetragen. Die Allgegenwart des Weinbaus wird auch an zahlreichen dekorativen Ornamenten deutlich, die an Kirchenmauern, auf kirchlich geweihten Bildern oder auf Abendmahlkelchen zu finden sind. In alten Dokumenten wird ebenso von Naturkatastrophen gesprochen, die in Transilvanien periodisch in Form von starken Frösten und Hagel auftraten und den Rebbau stark in Mitleidenschaft zogen.

 

Das Weinbaugebiet Târnave (auch als „Siebenbürgisches Weinland“ bekannt) nimmt fast vollständig die Untereinheit des Târnave-Plateaus ein. Dieses wird von den gleichnamigen Tälern der Târnave Mare und Târnave Mica (der Großen und der Kleinen Kokel) und deren Nebenflüssen durchschnitten, so dass sich eine große Vielfalt an Richtungen und Expositionen der Hügel, einschließlich Bodensenken ergeben, die sich unterschiedlich gut für Weinbau eignen. Nicht alle Parameter sind also für Weinbau optimal, aber ihre Komplementarität und Verbindung haben zu einem wertvollen Ökosystem geführt, das zu dem fast legendären Prädikat „aus Târnave“ geführt hat. Das hügelige Relief auf einer durchschnittlichen Höhe von 300 bis 500 Metern mit Hangneigungen zwischen fünf und 15° hat Maßnahmen gegen Erosion und Erdrutsche von Böschungen notwendig gemacht. Das gemäßigt kontinentale Klima von durchschnittlich 8,2° im Jahr (-4° bis -5° im Januar, 18° bis 19° im Juli) und 120 Tagen Frost mit ziemlich häufigen Minustemperaturen von -18° bis -20° macht den Schutz der Rebanlagen in den kalten Jahreszeiten unumgänglich. Die wichtigsten Gemeinden mit Weinbautradition sind Blaj, Jidvei, Zagăr, Mediaş und Valea Nirajului.

 

Traminer Roz wird über die gesamte Geschmacksskala hinweg produziert – von trocken bis süß. Seine Farbe ist gelb-grün bis gelb-golden, nach Jahren der Lagerung geht sie in gelb bis rot-gelb über. Das spezifische Aroma geht in Richtung von Rosenblätter-Konfitüre. Am Gaumen ist er prickelnd, würzig mit Noten von Aromaten, geschmeidig und ölig. Durch Lagerung und Reifung gewinnt er an Körper, das Finale steigert sich durch eine Note Bittere von Haselnuss. Vor Ort gilt der Traminer Roz als „ein Elixier für die alten Tage, der das Leben verschönert und verlängert.“

Von der Qualität her dominiert der Fetească Regală die trockenen Weißweine von Târnave. Geschätzt wird er wegen seiner Frische und Fruchtigkeit. In der Nase ist er weniger ausdrucksvoll, aber er besticht mit einem einzigartigen Aroma und einer ausgeglichenen Textur. Sein Gehalt an Säure, der meistens höher ist als bei den übrigen Weinen aus Târnave, verleiht ihm eine Nuance von Lebendigkeit, die sehr geschätzt ist. Mit dem hervorragenden önologischen Sachverstand gelingt ein glänzend-klarer und haltbarer Wein, insbesondere wenn er aus Jidvei kommt, der ebenfalls im Ausland gesucht ist.

 

Feteasca Alba / Fetească Albă ist ein Wein mit großem Prestige, der wegen seiner Authentizität geschätzt wird, insbesondere wegen seiner diskreten Nase nach Weinblüten. Das Aroma ist angenehm und delikat, im Geschmack ist er exquisit und subtil. Er wird trocken, halbtrocken und halbsüß ausgebaut und ist so ein Fest für die Sinne. Zu seiner Frische und Fruchtigkeit kommen seine seidige und cremige Textur, so dass er als deutlicher Vertreter des Anbaugebiets bewertet wird.

 

Pinot Gris, strohgelb bis golden, wird halb-süß, halbtrocken oder trocken angeboten. Sein feines Aroma und sein bitter-süßer und feinwürziger Geschmack haben eine Note Rum-Schokolade. Nach ein bis zwei Jahren Flaschengärung  ist er noch geschmeidiger, distinguierter und schätzenswerter, weshalb er auch von einigen als der „Wein der großen Hoffnung“ genannt wird.

Welschriesling oder Riesling Italian aus Târnave ist ein lebhafter, leicht herber und meist trockener Wein, der insbesondere durch seine Frische und seine Aromen von exotischen Früchten auffällt. Im Mund hat er ein lang anhaltendes Finish mit einer leichten Mandelnote.

 

Der strohgelbe bis goldene Muscat Ottonel wird im Allgemeinen trocken oder halbtrocken ausgebaut, in sehr guten Jahren auch halbsüß oder süß. Die Aromen bringen die Reife der Trauben sehr gut zum Ausdruck, hinzu kommen florale und exotische Noten. Die Nase ist teilweise derart intensiv, dass er in der Region liebevoll als „Massage Lotion“ bezeichnet wird. Am Gaumen ist er attraktiv und schmeckt cremig nach Fruchtnektar. Der Muscat Ottonel aus Jidvei, Alba und Mediaş verzeichnet bei Kennern große Erfolge, nicht nur in Rumänien, sondern auch auf internationaler Ebene.

Perla Transilvaniei – die Perle aus Transilvanien – ist eine Assemblage zu gleichen Teilen aus Fetească Albă und Furmint. Es ist ein traditionsreicher Wein der bis heute sein Renommee bewahrte und einer der besten Repräsentanten der transilvanischen Weinkultur im Allgemeinen und jener von Târnave im Besonderen ist. Frucht, Frische und Harmonie sind die geschätzten Qualitäten dieses Weins. Dank seiner herkunftsbezogenen Besonderheiten kann man Perla als ein Qualitätswein von nationaler Reichweite bezeichnen.